Ausgangslage
Im Spitzensport findet sich mit 75% eine hohe Prävalenz von akuten und chronischen Beschwerden der Wirbelsäule. Die jährliche Erstinzidenz liegt für Athleten und Athletinnen bei ca. 5% (Brennan et al., 2007). Sie machen damit 10-15% aller sportbezogenen Beschwerden aus. (Trainor & Wiesel, 2002, Adirim & Cheng, 2003, Baker & Patel, 2005). Nach Angaben von Verbandsärzten stellen Rückenschmerzen den häufigsten Grund für physiotherapeutische Behandlungen der Athleten und Athletinnen dar.
Die Häufigkeit von Rückenbeschwerden und -verletzungen in der Bevölkerung liegt über die Lebenszeit bei bis zu 90% (Trainor & Wiesel, 2002, Bono, 2004, Airaksinen et al., 2006). Treten Rückenschmerzen erstmals auf, resultiert in ca. 50-80% der Fälle eine immer wiederkehrende Beschwerdesymptomatik über einen längeren Zeitraum. In der Regel geht dies mit einer eingeschränkten Belastbarkeit und damit möglicherweise eingeschränkten Arbeitsfähigkeit einher.
Die Kosten für Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes betrugen 2006 26,6 Milliarden Euro (11,3% der gesamten Krankheitskosten). Für rund ein Drittel der Kosten dieser Krankheitsklasse waren Dorsopathien (Rückenleiden) verantwortlich. Nicht enthalten sind darin die indirekten Krankheitskosten, also der zusätzliche Ressourcenverlust z.B. durch Arbeitsunfähigkeiten oder Frühverrentungen, die gerade bei Dorsopathien beträchtlich sind: Im Jahr 2006 waren 5,2% der gesamten verlorenen Erwerbstätigkeitsjahre auf Dorsopathien zurückzuführen (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2009, Heft 48 Krankheitskosten, S.14, RKI).
Die Sicherung der Belastbarkeit, Trainierbarkeit und Gesundheit im Spitzensport sind Schwerpunkte in der aktuellen Forschungsförderung des BISp.
Anliegen dieses Förderschwerpunktes ist die Erforschung von funktionellen Leistungsvoraussetzungen, Belastungsstrukturen (Relationen von Belastung, Regeneration, Belastbarkeit und Anpassung), Möglichkeiten zur Vermeidung gesundheitlicher Risiken und Rahmenbedingungen einschließlich ihrer vielfältigen Wechselbeziehungen im Spitzensport und in der Gesamtbevölkerung mit dem langfristigen Ziel "Förderung und Erhalt der Leistungsfähigkeit und Gesundheit".
Um eine hohe Beanspruchbarkeit des "Rückens" bei definierten Belastungsreizen zu sichern und zu entwickeln, sind eine wissenschaftlich fundierte und abgesicherte Diagnostik, Beratung und Betreuung bezüglich kurz-, mittel- und langfristiger Adaptationsprozesse und -grenzen notwendig.
Mit dem Forschungsprojekt "Rückenschmerz" sollen Erkenntnisse aus der Spitzensportforschung und aus den Bezugswissenschaften besser miteinander vernetzt werden, der gegenseitige Transfer gefördert und relevante Erkenntnisse aus der Spitzenforschung dem Gesundheitswesen zur Verfügung gestellt werden.