Eine App soll helfen, gute Vorsätze zum Rückentraining umzusetzen
Das Team um Sportpsychologe Prof. Dr. Jens Kleinert (Deutsche Sporthochschule Köln) entwickelte auf Basis von ersten Befragungsergebnissen eine App, die dabei helfen soll, dass gute Vorsätze auch umgesetzt werden. Dies geschieht durch die Konkretisierung von Plänen und durch Hilfen bei Umsetzungsbarrieren, aber auch durch Verlinkung mit Übungsbeispielen.
Teamleiter Jens Kleinert ist Diplomsportlehrer und promovierter Mediziner und seit 2006 an der Deutschen Sporthochschule Köln Professor für Sportpsychologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Gruppen- und Beziehungsprozesse, insbesondere in Hinsicht auf Motivation, Stress und Stimmung.
Anwendungsfelder seiner Arbeitsgruppe liegen im Leistungssport, insbesondere aber auch im Gesundheits- und Rehabilitationssport. Im Rahmen des Projekts „Ran Rücken“ erforscht Kleinert inwiefern Menschen mit und ohne Rückenschmerzen motiviert sind, etwas gegen ihre Beschwerden zu tun (z. B. vorbeugende Übungen durchzuführen). Neben der eigenen Überzeugung scheinen auch sogenannte volitionale Aspekte eine Rolle zu spielen. Volition ist wichtig, Dinge tatsächlich auch zu tun, wenn sie sinnvoll oder notwendig erscheinen.
Im Zuge dieser Forschungsarbeit entwickelte das Team um Jens Kleinert eine App, die dabei hilft, ein Rückentraining trotz Barrieren und Schwierigkeiten umzusetzen. Im Interview beschreibt er Hintergründe und Einsatzmöglichkeiten der App.
Lieber Herr Kleinert, Sie sind mit Ihrem Team des Psychologischen Instituts auch Teil dieser großen Projektgruppe MiSpEx. Man liest viel auf dieser Seite aus dem medizinischen Bereich. Wie passt da ein psychologisches Team in diese Gruppe?
In "Ran Rücken" arbeiten viele Gruppen an psychologischen Themen. Unsere Gruppe besteht aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus Köln und Bochum. Die Bochumer schauen sich Schmerzbewältigung und Erholungsprozesse an. Uns in Köln interessiert vor allem die Seite der Motivation für Rückentraining und andere Maßnahmen.
Klingt ja so, als würde das MiSpEx-Team sehr gut aufeinander abgestimmt sein. Was sehen Sie als Ihre Aufgabe in dem Projekt bzw. was untersuchen Sie?
Tatsächlich arbeiten wir in unserer Köln-Bochumer-Gruppe eng zusammen und auch mit den anderen Psychologie-Gruppen gibt es regelmäßige Treffen, insbesondere zum Thema der späteren Umsetzung, also des Transfers. Die spezifische Aufgabe meines Kölner Teams besteht darin, zu untersuchen, wie es Menschen mit und ohne Rückenschmerzen schaffen, Training oder Rückenübungen tatsächlich auch umzusetzen. Während also andere MiSpEx-Gruppen untersuchen, was zu tun ist, schauen wir uns an, wie dies dann unter Alltagsbedingungen auch umsetzbar ist. Und wir fragen uns, ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen Leistungssportlern und Leistungssportlerinnen und der Allgemeinbevölkerung gibt.
Was glauben Sie, macht diese App mit den Leuten? Glauben Sie, dass Sie einen sportpsychologischen Einfluss haben? Und wenn ja, wie sieht dieser aus?
Die App haben wir speziell für den Fall entwickelt, in dem Menschen zwar trainieren und etwas gegen ihre Rückenschmerzen machen wollen, aber es dann doch nicht schaffen. Der Grund liegt häufig darin, dass die Ziele zu unspezifisch sind, das heißt es besteht kein konkreter Plan, was genau ich wann genau machen will. Die App hilft bei dieser Konkretisierung, z. B. in dem wir über die App auf Übungen auf der "Ran Rücken"-Website verlinken. Außerdem hilft die App dabei mit Problemen umzugehen, in dem die Benutzer selbst Strategien für die Fälle entwickeln, wenn sie mal keine Lust oder scheinbar keine Zeit zum Training haben.
Sehr interessant! Und was erwarten Sie für Ergebnisse?
Unsere erste Studie mit der App läuft derzeit an 171 Leistungssportlern, die außerhalb ihres Trainings, also zu Hause und zusätzlich Rückentraining umsetzen sollen. Wir erwarten bis Ende des Jahres konkrete Ergebnisse, ob die App im Vergleich zu einer Kontrollgruppe die Häufigkeit des selbstständigen Trainings erhöhen kann. Dann planen wir mittel- und langfristig auch den Einsatz für Menschen in der Normalbevölkerung.
Ja, da kann man ja gespannt sein. Vielen Dank für das Interview. Und viel Erfolg bei der weiteren Studie!
An der Entwicklung und Erprobung der RanRücken-App arbeiten mit: Jens Kleinert, Johanna Belz, Angeli Gawlik.